Die Wohnungsnot in Europa hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Von Berlin bis Paris, von Luxemburg bis Lissabon stehen Menschen vor enormen finanziellen Herausforderungen. Denn in ganz Europa sind die Miet- und Kaufpreise zwischen 2010 und 2022 enorm angestiegen. Mieter müssen mittlerweile einen erheblichen Teil des ihres Einkommens für Wohnkosten ausgeben. Besonders in europäischen Großstädten wie Amsterdam, Lissabon und Berlin haben die Mietkosten astronomische Höhen erreicht und sind immer schwieriger zu bezahlen.
Die ARTE Dokumentation „Wohnungsnot: Welche Länder sind am Limit?“ beleuchtet die Situation in verschiedenen europäischen Ländern und diskutiert mögliche Lösungsansätze.
Die Lage in Europa
In Deutschland kämpfen Menschen um den Zugang zu Wohnraum, wobei zu Wohnungsbesichtigungen mit über 600 Bewerbern für eine einzelne Zweizimmerwohnung in Berlin ein Sinnbild für die angespannte Lage ist. Die Bundesregierung verfehlte bis jetzt deutlich ihre Zielvereinbarung im Koalitionsvertrag, jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen zu wollen.
In Frankreich, besonders in Paris, fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Die französische Regierung reagierte mit einem 15-Punkte-Plan, der flexiblere Immobilienkredite und Fördermittel für energetische Sanierungen beinhaltet.
Luxemburg sieht sich mit astronomisch hohen Miet- und Kaufpreisen konfrontiert, die vor allem ausländische Arbeitskräfte ausschließen.
Portugal erlebt massiven Widerstand gegen die steigenden Wohnkosten. Tausende protestieren gegen die Wohnungsnot. Die Einheimischen finden kaum bezahlbaren Wohnraum, und es gibt Forderungen nach höheren Löhnen, Mietkontrollen und Lösungen für steigende Zinsen und Hypotheken.
Die Niederlande stehen vor einem Mangel von 400.000 Wohnungen, was die Problematik aufgrund der kleinen Landesfläche und Bevölkerungszahl von nur 18 Millionen Menschen deutlich verschärft. Die Hauptprobleme sind Immobilienspekulation und Platzmangel.
Österreich hingegen ist ein Positivbeispiel in Bezug auf den Umgang mit der Wohnungskrise angesehen. Dies basiert auf einer soliden Basis der Wohnpolitik, die unabhängig von politischen Veränderungen Bestand hat. In Österreich gibt es eine starke Begrenzung des Gewinns im Wohnungsmarkt, was nachweislich einen dämpfenden Effekt auf die Preise im privaten Mietmarkt hat.
Mögliche Lösungsansätze
Die Experten der gemeinnützigen Organisation Housing Europe schlagen vor, den Wohnungsbau als Investition für die Zukunft und nicht als Kosten zu betrachten. Der Fokus sollte auf der Förderung von kommunalem Wohnungsbau und Baugenossenschaften liegen. Eine EU-weite Strategie sei zwingend erforderlich, um den Bewusstseinswandel voranzutreiben und die Krise zu bewältigen.
Wohnungsnot in Europa: Fünf nach Zwölf
Die Wohnungsnot in Europa ist ein komplexes Problem, das nun schnelle und effektive Lösungen erfordert. Es bedarf eines koordinierten Vorgehens, um sicherzustellen, dass alle Bürger Zugang zu bezahlbarem und angemessenem Wohnraum haben. Die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Wohnpolitik ist mehr als offensichtlich.
- Wohnraum sollte in Zukunft als öffentliches Gut betrachtet werden, welches nicht lediglich zur Gewinnmaximierung von einigen wenigen Investoren und Spekulanten dient.
- Kommunaler Wohnungsbau und die Förderung von Wohnungsbaugenossenschaften müssen in Zukunft eine hohe Priorität in der Wohnungspolitik haben.
- Ausufernde Bürokratie, welche die Kosten beim Wohnungsbau und die Mietkosten in die Höhe treiben, müssen reduziert werden.