Baugenossenschaften gelten als sicherer Hafen für Mieter. Was viele nicht wissen: Du kannst auch dein Geld dort investieren und dabei höhere Renditen erzielen als bei anderen klassischen Anlageformen. Wie das funktioniert, erfährst du in diesem Artikel.
In Zeiten von niedrigen Zinsen verliert das gute Geld im Sparstrumpf, auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto an Kaufkraft. In Kombination mit einer hohen Inflation wird dieser Prozess nochmal beschleunigt.
Im Vergleich zum Januar im Vorjahr sind die Verbraucherpreise laut dem Bundesamt für Statistik um satte 4,9 Prozent gestiegen. Als Gründe werden die hohen Energiepreise und die coronabedingten Lieferengpässe genannt.
Wen du also dein Erspartes vom Wertverlust schützen möchtest, wäre es von Vorteil nach alternativen Anlageformen Ausschau zu halten. Zu den klassischen Anlageformen, die in Deutschland sehr beliebt sind, kannst du der Tabelle entnehmen.
Geldanlagen in Deutschland Statistik 2021
Girokonto | 47% |
Sparbuch / Spareinlagen | 43% |
Renten- und Kapital-Lebensversicherungen | 30% |
Bausparvertrag | 28% |
Immobilien | 26% |
Investmentfonds | 23% |
Riester-Rente | 21% |
Kurzfristige Anlagen | 21% |
Aktien | 17% |
Festverzinsliche Wertpapiere | 7% |
Die Investments sind von der Höhe des Ertrags und des Risikos für den Anleger recht unterschiedlich. Neue und hochriskante Anlageformen wie der Handel mit Kryptowährungen, wie zum Beispiel Bitcoin oder Ethereum, sind in Deutschland bis dato nicht weit verbreitet.
Baugenossenschaft als Geldanlage
In Deutschland gibt es rund 2.000 Baugenossenschaften am Immobilienmarkt. Sie sind unter den Mietern bei der Wohnungssuche besonders beliebt wegen des preiswerten Wohnraums. In unserem Artikel „Was ist eine Baugenossenschaft“ erfährst du mehr über die Funktion und den Aufbau eines solchen Unternehmens.
Bei einem kleinen Teil der Genossenschaften besteht die Möglichkeit, dein Geld anzulegen und dafür im Gegenzug Dividenden zu erhalten. Hierzu ist es nötig Mitglied der Genossenschaft zu werden und Genossenschaftsteile kaufen. Das heißt, du wirst also Anteilshaber am Unternehmen.
Für gewöhnlich trittst du als Mitglied einer Wohnungsbaugenossenschaft bei, wenn du konkret eine Wohnung mieten möchtest. Dies ist in den meisten Fällen die Grundvoraussetzung für die Anmietung.
Es gibt aber auch Genossenschaften, bei denen du Mitglied werden kannst, ohne die Absicht zu haben eine Wohnung zu mieten. Also dein Interesse besteht lediglich darin dein Geld anzulegen. Welche genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen diese Geschäftspraxis erlauben, hängt von der jeweiligen Satzung ab und ist persönlich zu erfragen.
Wie hoch ist die Dividende von Genossenschaftsanteilen?
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie hoch die Dividenden auf die Genossenschaftsanteile sind. Eine konkrete Zahl können wir dir nicht nennen, weil die Höhe der Dividende vom finanziellen Zustand des Unternehmens abhängt.
Außerdem bestimmen die Mitglieder der Genossenschaft über die Höhe der Dividende und ob überhaupt eine Dividende ausgezahlt wird. Diese Themen werden jedes Jahr auf der Mitglieder- oder Vertreterversammlung neu beschlossen.
Jedoch liegt die Spanne der Dividendenrendite im Durchschnitt zwischen 2 Prozent und 6 Prozent pro Jahr.
Vorteile und Nachteile von Genossenschaften als Anlageform
Welche Vorteile und Nachteile du als Mieter einer Genossenschaftswohnung hast, haben wir in einem anderen Artikel bereits erklärt. Welche Vorteile und Nachteile Genossenschaftsanteile als Geldanlage haben, möchten wir dir hier erklären.
Risikoarme Anlageform
In Baugenossenschaften Geld zu investieren, ist im Gegensatz zu anderen Anlageformen mit einem geringen Risiko verbunden. Häufig handelt es sich um etablierte Wohnungsunternehmen, die schon mehrere Jahrzehnte am Markt und mit genügend Eigenkapital ausgestattet sind.
Kalkulierbare Renditen
Die Höhe der Dividende wird auf der Mitglieder- oder Vertreterversammlung der Genossenschaft jedes Jahr auf das Neue bestimmt. Dies kann einerseits von Vorteil sein, wenn fortwährend die Dividenden die gleiche Höhe haben und die Renditen auf das eingezahlte Kapital damit kalkulierbar sind.
Anderseits kann dies auch ein Nachteil sein, wenn aus finanziellen Gründen entschieden wird, die Dividende zu schmälern oder gänzlich zu streichen.
Nachschusspflicht bei Insolvenz
Im schlimmsten Szenario geht die Wohnungsbaugenossenschaft pleite und deine Genossenschaftsanteile sind weg. In der Satzung einer Genossenschaft ist festgehalten, was in einem solchen Fall passiert. Hierbei ist darauf zu achten, ob du als Anteilseigner nicht nur mit deinem eingezahlten Geld haftest, sondern auch zusätzlich mit deinem Privatvermögen gerade stehst, um die Schulden zu bezahlen. Stichwort Nachschusspflicht.
Maximaleinlagen
Damit einzelne Anteilseigner der Genossenschaft nicht zu viel Einfluss innerhalb des Unternehmens bekommen, sind häufig nur Maximaleinlagen möglich. Das heißt, du kannst nur begrenzt Geld investieren. Dein Investment ist also gedeckelt.
Kein Zinseszins-Effekt
Die Auszahlung der Dividenden auf die Genossenschaftsanteile erfolgt jährlich auf dein Bankkonto. Diese Anlageform ist nicht thesaurierend. Das bedeutet, dass deine Rendite nicht automatisch in neue Genossenschaftsanteile reinvestiert wird. Der Zinseszinseffekt bleibt bei dieser Anlageform aus.
Eintrittsgebühren
Für den Beitritt in eine Baugenossenschaft wird ein Eintrittsgeld fällig, was für den Verwaltungsakt verwendet wird. Im Schnitt einmalig zwischen 100 Euro und 200 Euro. Das Geld bekommst du nicht wieder zurück.
Spareinrichtung der Genossenschaften
Neben der Ausschüttung von Dividenden bieten zahlreiche Baugenossenschaften auch sogenannte Spareinrichtungen oder Genossenschaftssparen an. Hierbei leihst du dem Immobilienunternehmen über einen bestimmten Zeitraum Geld zu einem festen Zinssatz.
Nach dem vereinbarten Zeitraum, der mehrere Jahre betragen kann, erhältst du das Geld samt Zinsen zurück. Häufig liegt dieser feste Zinssatz unter 2 Prozent pro Jahr.
Quellen
Bundesamt für Statistik (2022): Pressemitteilung Nr. 042 vom 31. Januar 2022. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/01/PD22_042_611.html, [03.02.2022]
Statista.com (2022): Welche Möglichkeiten der Geldanlage nutzen Sie aktuell?. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/13314/umfrage/aktuell-genutzte-geldanlagen-der-deutschen/, [03.02.2022]
MDR (2019): Geld verdienen mit Genossenschaften?. https://www.mdr.de/ratgeber/finanzen/geld-verdienen-genossenschaft-genossenschaften-geldanlage-anteile-risiken-100.html, [03.02.2022]
BERGFÜRST (2021): Genossenschaftsanteile kaufen: Sieben wichtige Fragen für Anleger. https://de.bergfuerst.com/ratgeber/genossenschaftsanteile, [03.02.2022]