Vorteile und Nachteile einer Baugenossenschaft: ein ausgewogener Einblick

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Baugenossenschaften erfreuen sich bei einer Vielzahl von Wohnungssuchenden großer Beliebtheit. Insbesondere in Städten wie Berlin, Leipzig und Köln sind Genossenschaftswohnungen eine kostengünstige und attraktive Alternative im Vergleich zu Mietwohnungen anderer Anbieter auf dem Immobilienmarkt. Aber was sind die allgemeinen Vorteile und Nachteile beim Anmieten einer Genossenschaftswohnung? Und welche Rechte und Pflichten kommen auf dich zu, wenn du Mitglied einer Baugenossenschaft werden möchtest?

Bei der Wohnungssuche bist du sicherlich schon auf den Begriff „Baugenossenschaft“ gestoßen. Vielleicht hast du dich gefragt: Was ist eine Baugenossenschaft genau? Welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich, Mieter einer Genossenschaftswohnung zu sein? Und welche Vorteile und Nachteile hat eine Baugenossenschaft im Allgemeinen?

In diesem Artikel möchten wir dir einen ausgewogenen Überblick über die wichtigsten Vorteile und Nachteile einer Genossenschaften geben – diese Informationen können dir dabei helfen eine gute Entscheidung zu treffen.

Was sind die Vorteile einer Baugenossenschaft?

Günstige Mieten

Im Vergleich zu anderen Wohnungsunternehmen am Markt bezahlst du als Mieter einer Genossenschaftswohnung in Deutschland den allermeisten Fällen günstige beziehungsweise sozialverträgliche Mieten. Dies liegt daran, dass Baugenossenschaften weniger das Ziel der maximalen Gewinnorientierung verfolgen und stattdessen im Sinne ihrer Genossenschaftsmitglieder denken. Sie setzen auf langfristige, stabile Mieteinnahmen statt auf kurzfristige Gewinnmaximierung.

Stabile Mieten

Baugenossenschaften haben generell das Ziel, ihren Mitgliedern bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Daher sind die Mieten oft stabiler und weniger anfällig für starke Schwankungen als auf dem freien Markt. Dies bedeutet, dass die Mieten in Baugenossenschaften oft unter dem Durchschnitt der regionalen Mietpreise liegen. Dies bietet den Mitgliedern der Genossenschaft eine hohe finanzielle Sicherheit und Planbarkeit. Du kannst davon ausgehen, dass die Miete über einen langen Zeitraum hinweg stabil bleibt und nicht plötzlich stark ansteigt.

Lebenslanges Wohnrecht

Ein weiterer großer Vorteil als Mitglied einer Baugenossenschaft ist das lebenslange Wohnrecht, das dir eingeräumt wird. Du kannst also nicht einfach aus deiner Genossenschaftswohnung herausgeworfen werden, es sei denn, du verstößt grob gegen die Regeln der Genossenschaft. Das lebenslange Wohnrecht bietet dir eine hohe Sicherheit und Planbarkeit für deine Wohnsituation.

Dividenden auf Geschäftsanteile

Als Mitglied einer Baugenossenschaft musst du in der Regel vorab Genossenschaftsanteile erwerben. Du wirst also Miteigentümer beziehungsweise Anteilseigner des Wohnungsunternehmens und kannst im besten Fall mit Dividenden rechnen. Zwar zahlen nicht alle Wohnungsbaugenossenschaften ihren Mitgliedern eine Dividende auf die Geschäftsanteile, aber es gibt einige Ausnahmen. Zum Teil sind Dividenden zwischen einem und sechs Prozent pro Jahr auf deine Genossenschaftsanteile möglich. Es kann sich also lohnen, Geld in Baugenossenschaften zu investieren.

Persönliche Betreuung

Oftmals bleibt die persönliche Kundenbetreuung bei vielen großen Immobilienunternehmen leider auf der Strecke. Bei Baugenossenschaften ist das anders. Dort wird häufig großer Wert auf eine persönliche und individuelle Betreuung der Mitglieder gelegt. Dies kann sich in einer schnelleren Bearbeitung von Anliegen, einer besseren Erreichbarkeit und einer höheren Zufriedenheit der Mitglieder äußern.

Mitbestimmungsrecht

Als Mitglied einer Baugenossenschaft hast du Genossenschaftsanteile erworben. Mit den Anteilen hast du auch im gleichen Zug ein Stimmrecht. Dein Stimmrecht kannst du auf der Mitgliederversammlung der Genossenschaft nutzen und die Geschäftspolitik des Unternehmens aktiv beeinflussen. Dies ermöglicht es dir, aktiv an der Gestaltung der Genossenschaft mitzuwirken.

Soziales Engagement

Eine Vielzahl von Baugenossenschaften machen sich stark für die Unterstützung der Gemeinschaft und bieten ihren Mitgliedern hilfreiche Dienstleistungen rund ums Wohnen an. Sie organisieren beispielsweise soziale Beratungen, Mietschuldenberatungen, gemeinnützige Veranstaltungen oder Hol- und Bringdienste für Senioren oder Kindergärten. Dies zeigt, dass der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt steht.

Was sind die Nachteile einer Baugenossenschaft?

Nachschusspflicht der Genossenschaftsmitglieder

Ein großer Nachteil als Mitglied in einer Wohnungsgenossenschaft ist die sogenannte Nachschusspflicht, die bei der Insolvenz der Genossenschaft eine Rolle spielt. Ist das Wohnungsunternehmen insolvent, müssen die Mitglieder der Genossenschaft einen Nachschuss leisten. Das bedeutet konkret, dass du unter Umständen für das Wohnungsunternehmen uneingeschränkt haften musst, wenn das Vermögen der Genossenschaft nicht ausreicht, um ausstehende Forderungen der Gläubiger zu bezahlen. In der Praxis ist eine Insolvenz aber eher sehr selten.

Ausnahme: Die Satzung der Genossenschaft schließt die Nachschusspflicht aus oder die Haftsumme der Mitglieder wird in der Satzung beschränkt.

Eingeschränkte Mitbestimmung

Deine Mitbestimmung in der Geschäftspolitik kann bei Baugenossenschaften mit mehr als 1.500 Mitgliedern eingeschränkt sein. Denn dann kann laut Genossenschaftsgesetz in der Satzung festgelegt werden, dass die jährliche Generalversammlung von gewählten Vertretern der Genossen und Genossinnen abgehalten wird (Vertreterversammlung).

Bei dieser Variante verlierst du dein direktes Stimmrecht bei Abstimmungen. Dafür wählst du einen Vertreter für dein Wohngebiet. Im besten Fall vertritt dieser deine Interessen bei den Abstimmungen. Deine persönliche Einflussmöglichkeiten auf die Geschäftspolitik können bei großen Baugenossenschaften daher eingeschränkt sein.

Geschäftsanteile verlieren an Wert

Baugenossenschaften zahlen nicht immer eine Dividende auf deine Genossenschaftsanteile. Ist dies nicht der Fall, verlieren deine Anteile durch die Inflation jährlich an Wert. Die Inflation betrug die letzten Jahre im Durchschnitt ungefähr 2 Prozent pro Jahr (2022 = 8,7 Prozent) und das ist dann eben dieser monetäre Wert, der dir über die Jahre verloren geht. Dies kann zu einem finanziellen Nachteil führen, wenn du deine Anteile über einen längeren Zeitraum hältst.

Rückzahlung der Genossenschaftsanteile

Die Kündigung deiner Mitgliedschaft in der Genossenschaft kann unter Umständen vergleichsweise sehr lange dauern. Die Kündigungsfrist darf laut Gesetz bis zu fünf Jahre betragen. Geduld ist also gefragt. Die Wohnungsbaugenossenschaften dürfen sich also Zeit nehmen, um dir die Genossenschaftsanteile zurückzuzahlen.

Einige Genossenschaften erlauben aber eine Übertragung der Genossenschaftsanteile an Dritte. Die Anteile vom vorherigen Mitglied dürfen dann an den neue Mitglied übertragen werden.

Eintrittsgeld

Das Eintrittsgeld wird beim Eintritt in die Wohnungsbaugenossenschaft fällig. Es beträgt häufig einmalig etwa zwischen 100 Euro und 200 Euro und deckt damit die Verwaltungskosten, die am Anfang für die Aufnahme des neuen Mitglieds entstehen, ab. Dies kann eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen, die du bei der Entscheidung für eine Mitgliedschaft in einer Baugenossenschaft berücksichtigen solltest.

Regional lange Wartezeiten

Mietwohnungen von Baugenossenschaften sind äußerst beliebt aufgrund der eben angesprochenen Vorteile. Deswegen müssen Wohnungssuchende in bestimmten Städten und Regionen (zum Beispiel in BerlinHamburgMünchen) häufig viel Geduld aufbringen, um eine Genossenschaftswohnung zu ergattern.

Ein Teil der Wohnungsbaugenossenschaften haben lange Wartelisten mit Bewerbern. Bis die ersten Angebote ins Haus fliegen, kann aber einige Zeit ins Land gehen – manchmal mehrere Monate oder sogar länger. Einige Baugenossenschaften nehmen teilweise erst gar keine neuen Bewerber oder Mitglieder mehr auf.

Quellen